Die Glocken aus Almen
Die Große Glocke.
Die große Glocke stammt aus dem Jahre 1926 und wurde in Hermannstadt
in der Glocken- gießerei "Schieb und Kauntz" gegossen. Sie trägt
die Inschrift: |
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Die mittlere
Glocke...
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Die kleine Glocke...
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Alle Glocken zusammen...
Ein zum Schlagwerk der Uhr gehörendes Glöcklein kündigte
die vollen Stunden und den bevorstehenden Uhrschlag an.
Im Zusammenhang mit der großen und kleinen Glocke, die 1926 neu angeschafft
wurden, ist noch hinzuzufügen, daß die Vorgängerin der großen
Glocke erst 1910 für 2163 Kronen neu gekauft worden war, um dann zusammen
mit der kleinen Glocke schon 1916 eingeschmolzen zu werden.
Bis zu der durch die massive Auswanderung bedingten Auflösung
der Almer Kichengemeinde haben die drei Glocken der Gemeinde Freud und Leid
verkündet. Jetzt ist ihr Klang endgültig verstummt.
Die wichtigste Funktion der Glocken bestand im Sammeln der Gemeinde zum Gottesdienst.
Dazu wurden die Glocken folgendermaßen geläutet:
30 Minuten vor Gottesdienstbeginn wurde mit der großen Glocke geläutet
(Viurklouk); kurz vor Beginn des Gottesdienstes begann man wieder mit der großen,
setzte dann mit der mittleren und kleinen fort. Wenn der Pfarrer das Amtszimmer
verließ, begann man mit allen dreien zu läuten und zwar bis zu dessen
Eintritt in die Kirche. Genauso wurde auch zur Vesper jeweils am Samstag und
bis etwa 1940 auch am Sonntag um 14 Uhr geläutet, auch wenn man schon längere
Zeit keinen Gottesdienst mehr feierte.
Fand im Anschluß an den Gottesdienst eine Trauung statt, so wurde dafür
mit der großen Glocke geläutet bis der Hochzeitszug vom Elternhaus
der Braut oder des Bräutigams in der Kirche ankam.
Bei der Einsegnung der Konfirmanden wurde mit allen drei Glocken geläutet.
Die Glocken dienten auch dazu, den Verstorbenen auf seinem letzten Weg zu begleiten.
Wenn der Tod eines Familienmitgliedes auf dem Pfarrhof gemeldet wurde, wurden
30 Minuten mit der kleinen Glocke geläutet, ebenso 30 Minuten für
die Gemeinde vor Beginn des Begräbnisses. Nach einer kurzen Pause läuteten
alle drei Glocken zusammen für die Nachbarschaft und schließlich
die große Glocke für den Pfarrer und die Adjuvanten. Erschien der
Leichenzug auf der Pfarrersbrücke, begann man wieder mit allen Glocken
zu läuten, bis der Trauerzug im Friedhof war.
Wurde ein Toter von auswärts gebracht, oder führte man ihn durch Almen
in einen anderen Ort, wurde beim Eintreten auf Almer Hattert bzw. bis zum Verlassen
desselbigen mit allen drei Glocken geläutet.
Die Morgen- und Abendglocke forderte die Leute zum Gebet auf. Früher wurde
jeden Morgen der Frühgottesdienst abgehalten. Das Läuten ist bis in
unsere Zeit geblieben. Das Abendläuten endete mit drei einzelnen Glockenschlägen.
Das heißt: Gottvater, Sohn und Heiliger Geist.
Morgens und abends wurde mit der mittleren Glocke geläutet. Jeden Tag,
außer Samstag und Sonntag, kündete die mittlere Glocke den Mittag
an. Sonnabend wurde dieser von der großen Glocke eingeläutet. Sonntag
wurde mittags nicht geläutet.
Bei Ausbruch eines Feuers wurde mit der großen Glocke "gestürmt"
(Stermen). Dies war ein unregelmäßiges Läuten, so daß
sofort jeder den Anlaß erkennen konnte. Bis vor einiger Zeit wurde auch
zur Gemeindearbeit "gestürmt", allerdings mit der mittleren Glocke.
Das Läuten besorgte der Kirchendiener, in Siebenbürgen Burghüter
genannt.
Dieser wurde von der Gemeinde gewählt und wohnte früher auch in den
Zimmern, die sich im Burghof befinden. Für seinen Dienst erhielt er von
jeder Familie eine festgelegte Menge Getreide und Kartoffeln. Ebenso wurde ihm
die Kirchensteuer erlassen. Er bewirtschaftete auch die Ackerfläche im
Friedhof und im Herbst standen ihm Früchte von den um die Burg befindlichen
Bäumen zu. Bei Hochzeiten erhielt er einen Liter Wein, eine Hanklich und
einen Striezel.
Dafür mußte er die Glocken nach altem Brauch läuten, die Kirche,
den Kirchhof, den Aufgang zur Kirche und den Friedhof in Ordnung halten, beim
Orgelspielen den Blasebalg treten, die Nummern der für den Gottesdienst
vorgesehenen Lieder auf großen Tafeln anzeigen, die Werkzeuge für
das Grabmachen instand halten und nicht zuletzt die Kirchturmuhr aufziehen,
wozu die im Inneren des Südturms hängenden Gewichte durch 75 Umdrehungen
hinaufgezogen werden mußten. Da konnte es leicht sein, daß er die
Stufen zum Kircherech und die Stufen des Glockenturmes 4-5 mal am Tag erklimmen
mußte. Letzter Burghüter (von 1983-1990) war Martin Hientz von Hausnummer
109.
Aus dem Almer Heimatbuch
von
Mathias Pelger