"Tärtsch Nitza"
Am Rande des Dorfes lebte ein Zigeuner namens Muntean
Toader. Dieser besaß ein paar Hühner und einen Hahn, und wenn es
gut ging, mästete er auch ein Schweinchen. Er lebte mehr schlecht als recht,
denn faul war er auch. Manchmal flickte er Schuhe und dann hatte er soviel Geld,
um seinen Durst etwas zu stillen. Zur Sommerszeit aber brauchte man nicht so
viele Schuhe, da die meisten Leute barfuß gingen. Dann stand unser Toader
tagelang herum und wußte nichts anzufangen. Eines Tages stand er nun wieder
in seinem Hof und sah dem Treiben der Hühner zu. Dabei bemerkte er, daß
der Hahn vom Nachbarn auch seinen Hühnern den Hof machte. Da hatte er eine
Idee: "Du verkaufst deinen Hahn, denn der frißt sowieso umsonst und
kommst so zu Geld."
Am nächsten Tag war Donnerstag, Markttag in Mediasch.
Es gelang Toader seine Frau davon zu überzeugen, daß es besser sei
den Hahn zu verkaufen. Früh am Morgen fing er den Hahn, band ihm die Füße
zusammen, steckte ihn in einen Korb und da er auch eine Mitfahrgelegenheit nach
Mediasch fand, sprang er auch gleich auf den Anhänger und ließ sich
von einem Traktoristen nach Mediasch fahren. Auf dem Markt war unser Toader
den Hahn bald los. Danach führte ihn sein erster Weg in eine Gaststätte
(Geikelan). Von hier kam er erst heraus, nachdem er das letzte Geld vertrunken
hatte. Die Ausrede, mit der er seiner Frau begegnen würde, hatte er sich
in Gedanken schon längst zurechtgelegt.
Zu Hause angekommen, fing er gleich an zu klagen, der Hahn
sei ihm aus dem Korb direkt vor die Räder des Traktor geflogen. Die hätten
ihn platt gedrückt. Wörtlich sagte er zu seiner Frau:
"Schi tärtsch l-o facut Nitza," so heißt diese nämlich.
Seither benützten alle Almer diesen Ausdruck, wenn etwas zerbrochen wurde.
Sogar einer unserer Jungs sagte, als er sein Spielzeug fallen ließ und
es brach: "Teck Niki!"
Aufgezeichnet von Mathias Pelger