Kleine Chronik
(nach Juliana Fabritius Dancu - aus Sächsische Kirchenburgen in Siebenbürgen).
Aus der ersten Urkunde, die 1289 Alma erwähnt, geht die Zugehörigkeit
des Ortes zum
Mediascher Kirchenkapitel hervor. In einer Urkunde aus 1356 verhängt das
Stuhlgericht
von Mediasch ein Todesurteil über den Mörder Hese von Almen —
demnach ist Almen
eine freie Königsbodengemeinde des Mediascher Stuhls. Der Ortsname rührt
vom
althochdeutschen Personennamen Almo her, der Ulme bedeutet; der Name Ulmen ist
noch in der Gemeinde anzutreffen — sie könnte in der Nähe eines
Ulmenbestandes
gegründet worden sein.
Die Almer Wehrkirche entstand zu Beginn des 14. Jh. als turmlose, aus Sandstein
gebaute gotische Saalkirche von bescheidenen Ausmaßen; an ein kurzes,
breites Schiff
schließt ein Chorquadrat mit dreiseitigem Ostschluß an. Der Chor
trug ursprünglich ein
Kreuzgratgewölbe, der Saal ein Sternnetzgewölbe. Ein nahezu halbrunder,
aus Sandstein-
quadern gefügter Triumphbogen mit abgeflachten Kanten, ohne jedes Gesimse,
trennt
Chor und Saal. Drei schmale Spitzbogenfenster erhellen den Chorschluß,
das mittlere,
zweigeteilte hat über den Kleeblattbögen einen Vierpaßdurchbruch
im Bogenfeld.
In der Südwand öffnet sich ein Fenster über dem aus katholischer
Zeit stammenden
Priestereingang des Chores, der zum Sakristeieingang wurde, als man an die Südchorwand
eine Sakristei anbaute, die auch ein Obergeschoß besitzt. Die Dachschräge
der Sakristei
verdeckte nun das Südchorfenster, das daher zugemauert wurde. Daß
der Anbau der
Sakristei erst nach der Wehrbarmachung erfolgte, ist dadurch bewiesen, daß
ihre
Dachschräge auch die Kragsteinkonsolen und Gußlöcher des Chorwehrgeschosses
auf
der Südseite verdeckt.
Zu
Beginn des 16. Jh. setzte man einen „Reduit" über den Chor, eine
letzte Zuflucht der Verteidiger der Burg, indem man die Chormauern mit
Ziegeln erhöhte und ein Wehrgeschoß mit Schießscharten errichtete.
Die Wände des darüberliegenden, zweiten Wehrgeschosses sind auf Krag-
steinkonsolen vorgerückt, zwischen denen die quadratischen Gußlöcher
ausgespart blieben, durch die im Nahkampf heiße Flüssigkeiten auf
die
den Mauerfuß umzingelnden Feinde geschüttet wurden. Einige über
die Querbalken des
Chordachstuhles gelegte Bretter bildeten einen Laufsteg, von dem aus die Gußscharten
und
Schießlöcher bedient wurden. Der Einstieg in diese Chorbastei war
nur aus dem Kirchensaal,
über eine nachziehbare Leiter möglich, durch eine über dem Triumphbogen
in der Ostgiebel-
wand des Saales gelegene Rechtecköffnung. Das am alten Sternnetzgewölbe
des Saales
angeschrieben gewesene Datum 1513 mag als Vollendungsjahr dieser Wehranlage
gelten.
Als 1804 das alte Gewölbe durch ein dreiteiliges barockes Tonnengewölbe
mit Gurtbögen
ersetzt wurde, schrieb man die alte Zahl, 1513, an einem Westbogen des neuen
Gewölbes an,
dessen Baujahr, 1804, am Ostbogen. Auch das Sakristeiobergeschoß wird
durch eine Tür
in der Ostgiebelwand betreten, mit Hilfe einer nachziehbaren Leiter. Es diente
wohl als
Unterkunft in Belagerungszeit, es war heizbar, wie ein Rauchabzug — eine
Ausbuchtung
an der östlichen Stirnwand — erkennen läßt.
Die Südchorwand besitzt zwei Altarkredenznischen aus vorreformatorischer
Zeit.
Den Kragsturzbogen des Sakristeieingangs setzte man jedoch erst ein, als der
Raum angebaut
wurde.
Die 1840 im Westende des Saales aufgestellte Orgel machte den Anbau
eines kleinen Raumes für den Blasebalg notwendig, der nicht im. kurzen
Saal
untergebracht werden konnte. Die Orgel, ein wertvolles Instrument mit
mechanischer Traktur, war erst pedallos und erhielt 1966 eine gekoppelte
Pedalklaviatur. 1845 wurde das Kreuzgewölbe des Chores durch eine Flachdecke
ersetzt,
das Chordach mit Stelzen belegt — damals wurde auch das Südportal
des Saales gebrochen.
Das Ständerwerk des Chordachs ruht auf den erhöhten Chormauern des
unteren
Wehrgeschosses, da die dünne, auf Konsolen vorgekragte Ziegelwand des Obergeschosses
die Last nicht tragen konnte. Von den Dachsparren sind Streben auf die vorgekragte
Mauer
gelegt, die den Dachflächen eine weniger steile Neigung geben.
Südfront der Wehrkirche
von Almen (Aquarell)
von Juliana
Fabritius Dancu