Von Riesen und Rutschungshügeln in Almen am kalten Bach.
von Eduard Eitel im Juni 2004
Als Kind schon sind mir diese eigenartigen abgerundeten Kuppen
bei meinen Wanderungen „Um Iewendkéupen”
aufgefallen.
Aus der Almer Märchenwelt hörte ich nun immer wieder folgendes Märchen:
Es war einmal vor sehr langer Zeit,
als ein Riese ganz müde von seiner
Wanderung durch Siebenbürgen
und das Kaltbachtal, an der großen
Bergkuppe welche die Almer
Bewohner „Um Iewendkéupen” nennen,
zu rasten suchte.
Von seiner langen Wanderung, war in
die grossen löchrigen Stiefel
Erde und Sand hineingerutscht.
Der Riese setzte sich „Um Iewendkéupen”
hin
und leerte den Sand und die Erde aus beiden großen Stiefeln aus.
So entstand die kleine Kéupen / Bächel Gruppe auf
dem Gebiet der Almer Hutweide.
Büchelgruppe bei Almen von Nordosten gesehen.
Foto: Ernst Gustav Schenk 2003
Am gegenüberliegenden Waldrand soll der Riese seine letzte Ruhe gefunden
haben.
Hier kann man auch heute noch einen Grabhügel, ähnlich den Rutschungshügeln,
sehen.
Rutschungshügel sind typische Natur-
erscheinungen in der gesamten Sieben-
bürgischen Berg- und Hügellandschaft.
Rutschungshügel oder auch Hangrutschungen
genannt sind Erderhebungen deren Form
ganz unterschiedlich sein kann.
Von Zuckerhutform über Buckel (Büchel) Bächel,
und abgerundete Kuppen bis hin zur länglichen
Grabhügelform.
Die Büchel sind zwischen 10 und 50 Meter hoch
und erreichen Hangneigungen bis 70°.
Die Entstehung der Rutschungshügel reicht in die
sehr regenreiche Zeit am Ende der letzten
Eiszeit vor 8000 bis 9000 Jahren zurück. (Pollenanalyse)
Kleine Büchelgruppe bei Almen vom Iewendkéupen
aus gesehen.
Foto: Ernst Gustav Schenk 2003
Von den Abbruchkanten eines höher gelegenen, geneigten Hanges brachen immer
wieder
wasserdurchlässige Gesteinsschichten wie Sandsteine oder kalkhaltige Mergel
ab und rutschten auf
den nassen wasserundurchlässige, plastisch gewordenen Tonschichtunterlagen
talabwärts.
Die Rutschungshügel bieten ganz unterschiedliche Lebensbedingungen auf
kleinstem Raum für die
reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt Siebenbürgens.
An ihren Südhängen beherbergen sie neben Trockenrasen auch
wärmeliebende Reliktarten wie Adonisröschen, Nickender Salbei, Federgrasarten
u.a.
aus den Steppen Osteuropas, die aus der nacheiszeitlichen Warmzeit hier verblieben
sind.
Sicherlich einmalig in Siebenbürgen ist das Büchelfeld / Boichléfeld
welches sich in der Nähe der
Ortschaft Hundertbücheln Hangdertbächeln, rum. Movile über eine
Fläche von etwa
11 Quadratkilometern erstreckt.
Aus dem Heimatbuch von Hundertbücheln:
Schon die ersten Streifzüge der Siedler durch dieses Land zeigten, dass
es von merkwürdiger
Beschaffenheit war: sie entdeckten zwischen und unter den Bäumen viele
wie von Riesenhand aufgetürmte
steile „Bächeln“ – Büchel, - Hügel - und schätzten
sie auf hundert.
Außerdem sind Rutschungshügel in Siebenbürgen vor allem Am Schaaser
Feld, Am Keisder Feld,
bei Trappold, bei Baaßen, bei Kastenholz bei Wurmloch, Arkeden und „Um
Iewendkéupen” bei Almen zu finden.
In der Siebenbürgischen Heide u.a. bei Ceanul Mare, Silvasul de Cimpie
und den Klausenburger Heuwiesen.
Quellennachweis:
- LEXIKON der Siebenbürger Sachsen, 1993 (S.423)
- Siebenbürgische Zeitung Online, 02 Mai 2004 (Bernd Schumacher)